Wir sind doch Schwestern von Anne Gesthuysen
von Silke Richter
Kiepenheuer&Witsch ISBN-10: 3462044656
Das erste Buch im Blog
Eine Familiengeschichte, die von drei Schwestern erzählt. Geboren Ende des 18.Jahrhunderts und zu Anfang des 19. Jahrhundert, so haben die drei Mädchen eine Kindheit und Jugendzeit in den wohl heftigsten Jahren von Deutschland erlebt. Die Kindheit geprägt durch den ersten Weltkrieg und die Jugend beeinflusst durch den zweiten Weltkrieg. (Dagegen sind unsere heutigen Probleme doch wohl alles nur pippifatz Sorgen.)
Die Geschichte spielt am Niederrhein. Viele kleine Anekdötchen, Begriffe und auch Landschaftsbeschreibungen haben mir „mein Zuhause“ in den Lesesessel geholt. Schon nach wenigen Seiten ist man drin in der Geschichte und taucht mit Katty und ihren Schwestern in das bunte Leben zwischen Familie, Beruf und den Träumen der drei unterschiedlichen Frauen ein.
Anne Gesthuysen beschreibt das Umfeld der Frauen sehr detailliert. Die Geschichte ist ja nicht autobiografisch, doch gespickt mit vielen historischen Ereignissen- so ganz nebenbei habe ich auch noch einiges über meine Wahlheimat den Niederrhein gelernt.
Das Buch liest sich einfach und man verliert nie den Faden, jede der Personen bekommt sofort ein Gesicht und die einzelnen Charakter sind immer präsent. Wie im Leben urteilt Frau beim Lesen schnell, wer die Sympathie Punkte erhält und über wen sie einfach nur den Kopf schüttelt und „unglaublich“ aus dem Sessel murmelt.
Das Buch springt in den Zeiten, die Handlung spielt in der Gegenwart und die alten Geschichten aus der Vergangenheit machen das Bild rund. Dabei verliert man nie den Überblick und der Roman bleibt eine schöne kompakte Story.
Ich bin Jahrgang 1967 und kenne die alten Geschichten von früher, also aus der Zeit des zweiten Weltkrieges, noch von der Oma und von alten vergilbten Fotos. Dieses Buch weckt Erinnerungen an meine Kindheit, das Stöbern auf dem Dachboden, das Rätseln über die Menschen auf den alten Fotos Ob man wohl verwand war? Heute ärgere ich mich darüber, dass ich die Omas nicht viel mehr ausgefragt habe. Wie war das damals mit Frau, Kinder, Familie, Beruf und natürlich mit den Freuden im Leben. Wie hat meine Familie sich durch diese Zeit „gelebt“? Gibt es Parallelen zu Katty und ihren Schwestern?
Ich hatte viel Spaß beim Lesen und konnte dank der Feiertage fast an einem Stück die Schwestern begleiten. Und als ich das Buch zugeschlagen habe, war ich einfach nur happy. Happy darüber, jetzt und heute zu leben. Der Familienstand, Sitten und Gebräuche sind nicht mehr der formende Rahmen unserer Leben. Ich danke allen Frauen, die um unsere Rechte gekämpft haben. Die Rechte, die uns Frauen die Freiheit gebracht hat. Freiheit, die uns heute so selbstverständlich erscheint.
Und jetzt wird es Zeit für ein Elführken… der wohl schönste Brauch aus dem Buch, den ich mit Kusshand an Katty gerne in mein Leben übernehme.