Der Mann der das Glück bringt
von Silke Richter
Der Mann der das Glück bringt
Catalin Dorian Florescu
Dtv Verlag
ISBN 978-3-423-14621-0
Bei diesem Buch wird man in die Geschichte reingezogen, ganz langsam und unheimlich intensiv. Wir finden uns wieder in einer alten Welt um 1900 sie erzählt von Reisenden, von Menschen, die aufbrechen, um Ihr Glück neu zu suchen. Wilde Gestalten, traurige Schicksale und Hoffnung überall. Und dann wechseln wir zurück ins alte Europa, begleiten die Menschen im Donaudelta- einer wundersamen Naturwelt, die uns staunen lässt, wie und wo Leben möglich ist.
Es sind zwei so unterschiedliche Geschichten, die ganz langsam aufeinander zu treiben. Zwei junge Menschen mit ihrer Familiengeschichte. Beide treffen sich in einem der unglaublichsten Momente unserer Generation- Sie haben Zeit- erzählen sich aus ihrem Leben, die Liebe zeigt sich zart- scheu und noch sehr ungewiss. Beide treiben wieder auseinander, um sich dann später wieder erneut zu finden.
Catalin Dorian Florescu schafft es, mit Worten einen ganzen Kinofilm im Kopf zu starten. Ich bin in den Schilderungen versunken, bin mit ihm durch das alte New York gelaufen, habe gefroren und die Kähne ablegen gesehen. Auch die schwirrende Luft und die Mücken am Donaudelta waren zu hören. Das Buch holt einen rein in die Geschichte und man vergisst was um einen rum geschieht. Ich habe mir für „Den Mann, der das Glück bringt“ viel Zeit gelassen. Manchmal konnte ich nur wenige Seiten lesen, wollte die Bilder im Kopf genießen. Es wenige Bücher die so schnell und intensiv das Kopfkino starten.
Dieses Buch lebt von der wunderbaren Sprache. Wir sind mit dabei, in den Anfängen des letzten Jahrhunderts. Menschlichkeit, Freundschaft, Neid und Gier die Suche nach Wärme und Sicherheit. Der Wunsch nach Wohlstand. Wir lesen uns durch Beschreibungen der unterschiedlichsten Charaktere. Die tauchen bunt durcheinander auf, verschwinden, werden krank siechen dahin. Manche erlöschen oder erfrieren. Die Welt ist viel rauer, sie ist roh, gewalttätig und oft reduziert aufs pure Überleben. Unwillkürlich vergleicht man sich- wie bequem leben wir- welcher Luxus umgibt uns- wie viel schwerer war es 1917. Die Geschichte geht durch die Generationen. Immer wieder treffen wir trotz aller Widrigkeiten auf die Liebe, und auch unsere Protogonisten der Gegenwart werden in einem unglaublichen Moment durch das Zauberband der Liebe verbunden
Dieses Buch beschreibt das Schicksal zweier Familien, Ihre Schicksale durch mehrere Generationen.
Das ist Ray ein Künstler, der den Erfolg und seinen Durchbruch in New York sucht. Ray´s Geschichte spielt von 1899 bis 2001 in der brodelnden Stadt. Sein Großvater schlägt sich schon als kleiner Junge erfolgreich durch die Straßen der Stadt- unglaublich intensiv begleiten wir den Zeitungsjungen und sehen mit seinen Augen wie die riesige Metropole wächst und entsteht.
Und dann ist da Elena, die Fischerstochter aus dem Donautal. Aufgebrochen nach New York, um dort die Asche ihrer Mutter zu verteilen. Elena erfährt erst nach dem Tod der Mutter deren Geheimnis, sie möchte deren Traum erfüllen und macht sich auf eine Reise die ihre Mutter nie erleben durfte.
Der Zufall- oder das Schicksal treibt die beiden ins ein Theater und beide erzählen sich ihre Geschichte.
Wer ist der Mann, der das Glück bringt? Ray´s Opa bekam diesen Namen schon als Junge. „Weil er so schön singen kann, dass die Frauen weinten. Nicht aus Trauer- nein, weil diese Stimme sie so glücklich machte- darum nannten ihn die Frauen, den Mann, der das Glück bringt“.
Auch Ray wird eine Reise unternehmen- erlebt ob die beiden sich wieder sehen. Elena findet den richtigen Platz für die Asche ihrer Mutter- und bis zu diesem Moment gibt es 327 Seiten lang, wunderbare Worte, unglaubliche Geschichten und ganz großes Kopfkino.
Das Buch hat sein eigenes Tempo. Es lohnt sich langsam zu lesen. Und als ich es durchgelesen hatte, wollte ich es direkt noch einmal lesen. Ich glaube das ist eine gute Idee, der Sog der Geschichte lässt nicht nach. Sicherlich wird dieses Buch einmal verfilmt und vielleicht schafft es der Regisseur diese Bilder zu bewegen.
Dieses Buch ist für Leser, die gerne mittendrin in der Geschichte sind. Hier ist man kein Zuschauer, hier fährt man mit durch das Delta und läuft durch NewYork. Hier sind die Leser richtig, die Stimmungen beim Lesen fühlen wollen- Catalin Dorian Florescu schafft Stimmung im Kopf.