Lesesessel-Details

Auris von Vincent Kliesch

von Silke Richter

Droemer Verlag

Ich gucke in der Buchhandlung gerne auf die Spiegelbestseller Liste, so nach dem Motto, wenn es vielen gefällt, muss ja was gut dran sein. So dann auch auf unserem Kurztripp bei Lesezeichen Hasbargen. Ein sehr schöner Buchhandel, ganz oben an der Wasserkante von Deutschland in 26506 Norden.
Urlaubsstimmung und die Lust darauf mal wieder einen Krimi zu lesen, und das schön geprägte Cover des Taschenbuches haben die Kaufentscheidung bestimmt. Auris kommt in die Tasche und mit zum Wohnmobil. Das kurze Wochenende war vollgepackt mit Action und so lag Auris dann doch wenige Tage später neben dem Lesesessel und erst letzten Montag habe ich die Seiten aufgeschlagen.
Auris = das Ohr. Es geht um das Thema hören, auf jedes Detail achten, jede Betonung beachten und daraus wird ein Bild- ein Menschenbild. Diese Fähigkeit besitzt Matthias Hegel. Er ist als akustischer Profiler ein wahres Genie. Doch der Profiler gesteht ein Verbrechen und kommt hinter Gitter. Und da möchte er scheinbar freiwillig, trotz einer nicht nachvollziehbaren Tat, auch bleiben.
Den weiblichen Part der Geschichte spielt eine junge Journalistin, Jula. Scheinbar sehr clever und ständig auf der Suche nach der Wahrheit. Sie kann nicht aufhören die Straftat von Hegel zu recherchieren und sucht nach Fakten, Beweisen und der Logik des Verbrechens. Wird fündig und ist schneller ein Opfer und Betroffene als Sie gucken kann. Es gibt eine Entführung, eine massive Drohung den Fall Hegel nicht aufzuklären. Jula gerät immer mehr unter Druck. Dabei hat die Arme eh gerade ein Beziehungsproblem und leidet unter einem noch nicht verarbeiteten Trauma. Der Handlungsstrang rast durch ein Katz- und Maus Spiel.

Man liest diesen Thriller ziemlich schnell durch und erlebt quasi einen Sonntags „Tatort“.
Fängt man an über das Buch nachzudenken, verliert der Thriller auf ganzer Breite. Jula ist natürlich super helle, nervt der Hinweis auf die ständigen Rückschmerzen jedoch schon nach wenigen Seiten. Und dann liegt sie scheinbar ganz am Schluss doch völlig daneben mit all Ihren Beweisen? Auf den vermeintlichen Täter kann der Leser schon viel eher kommen- doch da sind ja noch zwei Drittel der Seiten zu lesen. Und dann, alles scheint zu Ende, bleiben noch Seiten über. Und schwupps baut sich ein neuer Spannungsbogen auf. Der ist jedoch eher eine Kurzgeschichte und eine Einladung für die angekündigte Serie zwischen Hegel und Jula.
Mir hat das Ende überhaupt nicht gefallen, Jula hätte man sicherlich mit weniger Schmerz bestücken können. Alle Personen werden mit Klischees bepackt. Der kleine Bruder, der natürlich hipp und voll drauf ist. Der große geliebte Bruder der so unheimlich ums Leben gekommen ist. Der geheimnisvolle Hegel, Auris- der scheinbar ein stilles aber doch extrem tiefes Wasser ist. Der geheimnisvolle Hacker, und ein reicher Junge der sich gerne mit dem armen und bösen schmückt.
Überall wird ein Zückerchen für die Fortsetzung platziert. Ziemlich offensichtlich wird hier schon für den Verkauf des nächsten Buches vorgesorgt.

Ich habe es gerade noch mal schnell durchgeblättert und quergelesen. Nein- es ist kein Meisterwerk und reicht mir gerade mal für ein „Geht so“. Unterhaltung für einen Sommertag- mehr nicht. Dieses Buch basiert auf einer Idee von Sebastian Fitzek. Vielleicht hätte er es besser doch selbst geschrieben.

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