Vom Inder, der mit dem Fahrrad bis nach Schweden fuhr, um dort seine große Liebe wiederzufinden.
von Silke Richter
Verlag Kiepenheuer & Witsch ISBN 978-3-462-04747-9
Wer lieber die Ohren spitzt und meinen Blog hören möchte, der klickt einfach hier auf den grauen Balken:
Die schönsten Geschichten schreibt das Leben, so abgedroschen dieser Satz auch scheint- er trifft den Inhalt von diesem Buche genau.
Es geht um Liebe- die große Liebe- die Liebe die wie Blitz trifft und von der man weiß- genau um diese Liebe geht es in meinem Leben.
Das hört sich jetzt nach dem absoluten Liebes-Kitsch-Roman an - doch das ist weit gefehlt. In diesem Buch findet man kaum eine romantische Stelle, und der junge Inder Pikay erlebt viele Umwege bis er sich dann auf die im Titel beschriebene Reise macht.
Die Geschichte beginnt 1975 als Pikay in New Dehli Lotta aus Schweden kennen lernt und halt weiß- das ist die Liebe seines Lebens. Pikay erzählt wie er es schafft Lotto bis nach Schweden zu folgen. Dabei gibt es einige Passagen, wo wir einfach nur hoffen, dass die Geschichte auch tatsächlich ein Happy End hat- denn Pikay stolpert und manchmal tanzt er durch sein Leben in Indien.
Dieses Buch ist nicht nur eine Geschichte. Dieses Buch ist ein Einblick in das große Land Indien, ein Reisebericht, eine Geschichte über die Menschlichkeit, über Herzlichkeit. Es handelt von den Gegensätzen: Arm oder Reich- von Ausbildung, Talent, Studium. Es sind so unglaublich viele kleine Informationen in dem Buch zu lesen, das ich gar nicht alles aufzählen kann.
Bunt, so wie ich mir Indien vorstelle- das ist wohl der beste Begriff für diese wahre Geschichte.
Sie macht Mut dem Herzen zu folgen, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren- Auch wenn manche Umwege nötig sind und viele Steine im Weg liegen. Träume und Ziele machen Pikay Mut seine Reise mit dem Fahrrad zu unternehmen und ich fand es wunderschön ihn dabei zu begleiten.
Besonders schön an dieser Geschichte, sie spielt in einer Zeit wo es weder Handy und auch kein Internet gibt. Menschen sprechen miteinander, sie schreiben Briefe oder Freunde überbringen Nachrichten. Geduld ist nötig und eine stete Unsicherheit schwingt mit. Pikay erzählt auch viel von seiner Familie und aus den Dörfern seiner Kindheit. Das ist dann nochmals eine schöne Zeitreise in eine uns fremde Kultur.
Die jungen Europäer kamen in den 1970 ziger Jahren mit ihrem VW Bus nach Indien gereist. Der Wunsch nach der freien Liebe, raus aus dem Mief der geregelten Welt zu kommen war der Antrieb dieser Bewegung. Die Hoffnung auf eine bunte (bessere?) Welt lockte und führte viele über die Türkei, den Iran bis nach Indien. Pikay trifft viele von Ihnen und er wählt den Hippietrail in umgekehrter Richtung. Seine Hoffnung ist die Liebe zu Lotta.
Die Welt und das Reisen haben sich inzwischen sehr verändert.
Eine Liebe über so eine große Distanz, das ist heute fast schon egal. Emails, Telefon, Skype…wir bleiben in Verbindung. Jeden Tag, jede Minute- so wie wir es uns wünschen.
Doch in den 1970zigern war das noch ganz anders- und so ist es spannend, Pikay und Lotto als Leser zu folgen.
Ich nehme es vorweg- Pikay erlebt auf der Reise viele kleine Geschichten und ja- er kommt in Schweden an. Doch damit endet das Buch nicht, denn genau wie das Leben, so geht auch die Geschichte geht noch ein bisschen weiter. Pikay erzählt wie es ist in Schweden zu leben. Er erzählt von seinem Beruf und seiner Familie. Einige Fotos nehmen uns die Fantasie der Personen- doch das ist egal. Pikay und Lotta dürfen ein reelles Gesicht erhalten. Sie lachen uns an wie Freunde.
Der Titel ist ja ein bisschen sperrig und lang- doch er ist gut gewählt. Denn trotz all der vielen kleinen Geschichten drum herum behält Pikay sein Lebensglück im Auge.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und bei der Kopfreise nach Indien. Ein Land das so gigantisch groß ist. Es gibt so viele unterschiedliche Regionen dort, für eine Reise in dieses große Land sollte man viele Wochen einplanen. Wie gut das wir Google Earth haben, wie schön ist es, diesen Reisebericht auf der Weltkarte zu verfolgen und die Fotos der Regionen zu betrachten.
Hier einer der ersten Sätze im Buch:
„Sein ganzer Name lautet Jagat Ananda Pradyumna Kumar Mahanandia. In diesem Namen ist viel Freude: Jagat Ananda bedeutet allgemeine Freude, und Mahanandia heißt große Freude…“
Ich hatte große Freude mit PK wie sein Name gekürzt lautet oder halt Pikay- wie die englische Aussprache laut- dem besonderen Goldjungen dieser Geschichte.