Suhrkamp Taschenbuch 5131 ISBN 978-3-518-47131-9

 

Was ein kleines feines Wunderbüchlein. Füße, das ist sehr häufig ein richtig heißes Thema. Wirklich schöne Füße sehe ich selten- denn ich gucke auf Füße. Im Sommer, im Schwimmbad oder beim Schuhe kaufen. Neidisch gucke ich auf schmale Füße mit schön geraden Zehen und perfekt lackierten Nägeln.
Ich bin dankbar, dass mich meine kleinen runden Hobbit Füße gut durchs Leben tragen. Nur sehr selten melden sie sich, immer erst dann, wenn ich wohl das falsche Paar Schuhe gegriffen habe.
Das Thema Fußpflege hatte ich tatsächlich gar nicht auf meiner „Interessensliste“. So kam dieses Taschenbuch als Leihgabe meiner lieben Freundin auf den Stapel der Bücher am Lesesessel.

Letztendlich habe ich es gegriffen, weil es in Berlin spielt- mein Faible für die Stadt, der ungewöhnliche Titel, das Foto und der für mich unbekannte Stadtteil Marzahn machten mich neugierig.
Und was soll ich sagen, schon nach wenigen Worten war ich mittendrin.

Wie kommt es, dass sich eine Buch Autorin zur Fußpflegerin ausbilden lässt?
Sie möchte arbeiten, ihre gesunden Hände etwas "machen lassen"- Fußpflege- warum nicht.
Schon auf den ersten Seiten lese ich von Frauen wie du und ich. Jede Schülerin, keine ist mehr richtig jung, hat eine Geschichte erlebt. Und diese "Hintergründe" sind schon so unterschiedlich und spannend. Inhalt für ein weiteres Buch.
Wir bleiben bei der neuen frisch diplomierten Fußpflegerin. Die findet schnell einen Job- ein Stückchen raus aus ihrem gewohnten Umfeld. Der Beauty-Salon liegt mitten in Marzahn- ein Stadteil geprägt durch die Hochhäuser und die Vielfalt der unterschiedlichen Bewohner. Hier leben Herr Fritzsche; Mutter Noll, Herr Paulke, Frau Frenzel und viele weitere.

Bei der Fußpflege erzählen sie Ihre Geschichten- und Katja Oskamp hört zu, hat die Erzählungen gesammelt und aufgeschrieben.

Diese sonst so unsichtbaren Menschen der Millionen Stadt bekommen gedruckten Raum- sie werden sichtbar- und ihre Geschichten berühren.
Ich habe laut lachen müssen und saß beim Lesen quasi neben dem Behandlungsstuhl. Ich wurde zur unsichtbaren Person im Behandlungsraum, zum stillen Zuhörer.

Oft möchte ich gute Bücher gar nicht aus der Hand legen. Doch hier habe ich mich gezwungen immer nur wenige Seiten zu lesen.  
Jeden Abend vor dem Einschlafen ein Kapitel, eine neue Geschichte. Das waren sehr schöne Abende.  Es waren lauter kleine Filme die mich dann in den Schlaf begleitet haben. So ein bisschen wie bei Woody Allen. Katja Oskamp schreibt ohne zu übertreiben. Es sind die vielen Kleinigkeiten, Details die das Kopf Kino starten lassen. Wunderbar.  

Das Buch hat 142 Seiten- vielleicht gibt es mal einen zweiten Teil?
Bei meiner nächsten Berlin Reise fahre ich sicherlich auch nach Marzahn. Nehme mir einen Kaffee mit, und setze mich auf einen Platz. Dann schaue mir die Leute an- gucke hin und erinnere mich wieder an Frau Guse und Frau Blumeier…
Und wer weiß, vielleicht buche ich einfach mal so einen Termin- im Thema Fußpflege erkenne ich jetzt sicherlich die Profis.

 

Mein Tipp:  LESEN!